Donnerstag, 10. März 2011
Anton Hysén - Schwedischer Fußballer outet sich
Zum ersten Mal seit 1990 hat sich im europäischen Fußball ein prominenter aktiver Spieler geoutet: Der 20-Jährige Anton Hysén, Sohn des früheren Starkickers Glenn Hysén vom FC Liverpool, fürchtet aber, dass er sich den Weg in die höchste schwedische Liga damit verbaut hat.

Anton Hysén verdiente noch vor kurzem für den Erstligisten BK Häcken seine Brötchen, wurde aber nach mehreren Verletzungen nicht in die erste Mannschaft aufgenommen. Derzeit spielt er für den Viertligisten Utsiktens BK aus Göteborg, den sein Vater trainiert. Der Spieler, dem Experten eine große Zukunft vorausgesagt haben, will vor einem möglichen Teamwechsel jedoch klare Verhältnisse schaffen: "Ich bin Fußballer - und ich bin schwul. Wenn ich meine Leistung bringe, spielt das aber doch überhaupt keine Rolle, ob ich auf Frauen oder Männer stehe", erklärte er gegenüber dem schwedischen Fußball-Magazin "Offside".



Wo zum Teufel sind die anderen Schwulen?

Er will damit bewusst ein Vorbild für andere schwule Fußballer sein: "Ich spiele vielleicht nicht in der höchsten schwedischen Liga, aber ich will beweisen, dass die sexuelle Ausrichtung eines Menschen keine Rolle bei der Ausübung seines Berufs spielt." Für ihn sei es empörend, dass er der einzige Spieler in Schweden ist, der offen zu seiner Homosexualität steht: "Das ist krank, wenn man darüber nachdenkt. Das alles ist 'fucked up'", so Hysén in bestem Schwedisch. "Wo zum Teufel sind die anderen?"

Hysén ist sich im Klaren, dass seine Karriere unter seiner Offenheit leiden könnte: "Es könnte ja sein, dass ein Club Interesse an mir zeigt - und dann hört der Trainer, dass ich schwul bin, und dann ändern sie vielleicht plötzlich ihre Meinung." Trotzdem bereut er die Offenheit nicht - denn nach dem Coming-out ist die sexuelle Orientierung nicht mehr sein Problem, sondern das Problem des Clubs.

In Europa hat sich bislang nur ein Profispieler geoutet: Der Engländer Justin Fashanu berichtete 1990 als 29-Jähriger von seiner Homosexualität. Der Spieler hatte bereits zuvor erfahren müssen, wie schwer es ein Schwuler im Männersport Fußball hat: 1982 schmiss ihn der Trainer von Nottingham Forest aus dem Team, nachdem er von Besuchen seines Jungstars in Schwulenbars erfahren hatte. Daraufhin beauftragte Fashanu eine christliche Sekte, ihn von seiner Homosexualität zu "heilen" - natürlich erfolglos. Auch nach seinem Coming-out ging es für den Briten nicht bergauf. Er verübte 1998 Selbstmord.
Quelle: www.queer.de

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