Mittwoch, 15. Juni 2011
Duncan Jones 'Source Code'
Als der Soldat Colter Stevens (Jake Gyllenhaal) im Körper eines Fremden aufwacht, bleiben ihm bloß acht Minuten, um seinen Job zu erledigen. Denn genau dann wird der Zug nach Chicago in die Luft fliegen, in dem er sich zur Zeit befindet. Stevens ist Teil eines Experiments, bei dem eine Testperson die letzten Minuten im Leben eines Verstorbenen durchleben soll, um nach verräterischen Hinweisen über die Identität der Terroristen zu fahnden. Doch er findet nichts – und stirbt einmal mehr im flammenden Inferno. Langsam dämmert ihm, dass er so lange in der Schleife gefangen ist, bis er seine Mission abgeschlossen hat ...



Der "Source Code" ... ist der sogenannte Mindfuck aus "Inception" gepaart mit der US-Terror-Paranoia. Regisseur Duncan Jones, der bereits mit "Moon" aus kaum vorhandenem Budget einen beachtlichen Erstling produzierte, macht daraus einen SciFi-Thriller, der thematisch dabei auch an Zeitschleifenfilme wie "Deja Vu" erinnert. Die Zutaten zu seinem Hollywood-Debüt sind also nicht unbedingt neu, aber in ihrer Kombination ergibt das intelligentes Action Kino mit doppeltem Boden, überraschenden Wendungen und auch philosophischem Ansatz.

Colter Stevens, der sich eben noch an der Kriegsfront glaubte, soll im fremden Körper ein Verbrechen aus jüngster Vergangenheit aufklären, um ein noch grösseres zu verhindern. Dafür durchlebt er unzählige Male die letzten Minuten eines Opfers, um die Geschehnisse an Bord des Zuges aufzuklären. Bald geht es in der verschachtelten Handlung jedoch nicht mehr nur um das Versteck der Bombe und die Identität des Attentäters, sondern auch um die Fragen wie Soldat Stevens überhaupt in das Militär-Projekt kam - und warum. Die Informationen, die er von seinen Gegenübern zu dem Computer-Experiment bekommt, erweisen sich nämlich als nur sehr wage und wenig glaubhaft. Die Wahrheit, die dahintersteckt, ist dann jedoch mehr als erschreckend für den jungen Stevens - einmal mehr grossartig gespielt vom vielbeschäftigten Jake Gyllenhaal ("Prince of Persia").

Auch wenn der Film nicht ganz so vielschichtig sein mag wie das anfangs erwähnte Meisterwerk von Christopher Nolan, dem Regisseur gelingt ein auf mehreren Ebenen funktionaler Thriller, der immer wieder neue Überraschungen und Wendungen aufdeckt, mit denen er die Zuschauer in den Bann zieht. Die Inszenierung fällt dabei zwar ziemlich geradlinig und zweckdienlich aus, aber das reicht um eine geradezu atemberaubende Spannung aufzubauen. Erst im letzten Drittel geht der raffiniert konstruierten Geschichte etwas die Luft aus, und man bekommt fast den Eindruck, dass sich der Regisseur, anstatt einem explosiven Finale gerecht zu werden, lieber einmal zu sehr um die eigene Achse getwistet hat. Aber auch nur fast, denn im Nachhinein betrachtet passt auch dieses schier traumhafte Ende in seiner Unglaublichkeit zu der fantastischen Konzeption dieses in seiner Ausführung wirklich ungewöhnlichen Science Fiction Thrillers.
Bewertung: 8,5/10 (Moviepilot Prognose 6,5)

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