Montag, 4. Juli 2011
Vergessene Filmklassiker
Agatha Christie 'Die Morde des Herrn ABC' (1965)
Eigentlich wollte der belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot (Tony Randall) in London nur seinen Maßschneider besuchen, doch stattdessen kommt er erneut einem obskuren Verbrechen auf die Spur. In der Stadt geht ein Mörder um, der seine Opfer offenbar nach dem Alphabet auswählt. Poirot will sich auf eigene Faust auf die Suche nach dem Täter machen. Rasch fühlt er sich von einem mysteriösen Dicken bedroht, der ihn bis ins Dampfbad hinein verfolgt. Der Fremde entpuppt sich als Mr. Hastings (Robert Morley) – ein britischer Geheimagent, der zum Schutz des berühmten Poirot abgeordnet wurde. Hastings beteiligt sich sogleich an Poirots Ermittlungen, doch seine linkische und glücklose Art verursacht nur Probleme. Unglück scheint Poirot auch die geheimnisvolle Amanda Beatrice Cross (Anita Ekberg) zu bringen. Sie gibt ihm merkwürdige Tipps, doch als er sie zur Rede stellen will, sorgt die schelmische Blondine mehrfach dafür, dass er als vermeintlicher Sittenstrolch verhaftet wird. Von Amandas Psychiater Duncan Doncaster (Guy Rolfe) erfährt Poirot, dass sie unter schizophrenem Verfolgungswahn leidet und scheinbar zum Werkzeug eines raffinierten Mörders geworden ist. Als er Amanda in ein Hafenbecken springen sieht, glaubt er an einen Selbstmord aus Reue und hält den Fall nun für gelöst. Einige Details machen ihn aber misstrauisch und bringen ihn doch noch auf die Spur von heimtückischen Erbschleichern.



Nach den Erfolgen mit den Miss Marple Filmen setzt man hier auf ihren Detektiv-Kollegen Poirot, um die Reihe fortzuführen. Dabei entfernt sich die cartooneske Darstellung von Tony Randall ("Ein Pyjama für Zwei") noch mehr von der Agatha Christie Vorlage, als es Margaret Rutherford's Marple schon getan hat, und macht die Detektiv-Geschichte zur reinen Parodie auf das Genre. Sein Zusammenspiel mit Sidekick Robert Morley ("Der Wachsblumenstrauss") sorgt für zahlreiche erheiternde Momente zwischen quirligem Klamauk und alberner Slapstick, lenkt aber auch permanent vom eigentlichen Mordfall ab. Der erweist sich derweil als wenig clever und dient allenfalls als Aufhänger für die temporeiche und äusserst spassige Inszenierung von Frank Tashlin ("Spion in Spitzenhöschen"). Es ist sehr bedauerlich, dass es den Film z.Z. nicht auf dem deutschen Markt gibt und man sich mit alten Fernsehaufnahmen begnügen muss.
Bewertung: 7,5/10


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